immer ohne Berge-/Rettungsboot seine Rennboote zu testen ist auf Dauer einfach nicht das Wahre. Zumindest ich stehe da immer unter Stress, das alles gut geht. Aber Stress soll ja ein Hobby nicht machen, sondern Freude und Entspannung bringen
Damit war klar, so ein "schönes" Rettungs-/Bergeboot wie z.B. ein TUG oder ähnliches wird es wohl nicht geben, da mir einfach die Zeit dafür fehlt, sowas aufzubauen. Beim Thema "Bergeboot" bin ich aber immer wieder auf "Luftschraubenboote", kurz "Airboat" genannt, gestoßen. Von der Fa. Hacker gibt es sogar etwas Fertiges. Allerdings nicht ganz preiswert und für mich und meinen Anwendungsfall auch etwas zu groß. Somit hat sich dieses Thema für mich immer wieder verschoben.
Durch Arbeiten an der Modelleisenbahn habe ich gelernt, wie genial und einfach sich Styrodur mir einem Heißschneidedraht bearbeiten und mit Heißkleber verkleben lässt. Material war noch genug vorhanden. Auch war ein Regler, ein passender Motor und alles andere noch Benötigte vorhanden. Somit konnte ich mir nun Gedanken machen, wie das Ganze aussehen sollte, welche Größe es haben muss und welche Technik verbaut werden kann/soll. Die Aufbaudauer muss mehr oder weniger an einem Tag möglich sein.
Bei Youtube findet man einige Videos, die die konstruktiven Eigenheiten dieser Boote gut erläutern. Für mich waren folgende Punkte extrem wichtig:
max. Länge 400 mm
"Kentersicher" , also extrem kleines Längen-/Breitenverhältniss
Außenkanten des Rumpfes nicht gerade sondern schräg, um ein Einhaken/Kentern in den Kurven zu verhindern
Lenkbarer Motor/Propeller (also nicht fixierter Motor mit Seitenruder zur Richtungssteuerung)
Verwendung des vorhandenen BL-Reglers "Graupner Brushless Control 35 +T"
Als Motor kam dann ein Multiplex Permax 2812-1100 an einem 3s-Lipo zum Einsatz. Die Luftschraube ist von Amazon und lautet "Gemfan Hulkie 5055S-3", also ein 3-Blattprop, weil diese etwas leiser sein sollen als 2-blättrige Props.
Die RC-Box ist eine "Tupperbox", die leicht zu öffnen und zu schließen ist. Der Antrieb ist an einem 3mm Alu-T-Profil befestigt, welches ich mir zurecht gesägt und gefeilt habe. Der Träger ist an einem ausgemussterten "Hopf-Ruder" befestigt. Dieses ist wiederum an einem Aluwinkel befestigt. Somit ist mit sehr einfachen Mitteln der Antrieb lenkbar.
Sowohl die Tupperbox als auch der Motorträger sind auf einer 4mm Pappelsperrholzplatte aufgebschraubt, die wiederum mit dem Styrodurrumpf mit Uhu por verklebt wurde. Die Sperrholzplatte ist natürlich, nachdem sie vorgebohrt wurde (für die Befestigungsschrauben der Tupper und dem Motorträger) mit Graupner Glattfix entsprechend imprägniert und dann erst mit dem Styrodur verklebt worden.
Nun zum Rumpf:
Dieser besteht aus Styrodurplatten-Resten mit 30 mm Stärke. Die Gesamtmaße des Rumpfes betragen 380 mm Länge und 235 mm Breite. Macht ein Längen-/Breitenverhältniss von ca. 1,6. Die Außenkanten sind bewusst schräg, der Winkel liegt geschätzt bei etwa 45°. Hier zwei Bilder, die das Konstruktionsprinzip verdeutlichen:
Es handelt sich um eine Platte als Mittelteil, an die links und rechts zwei passende Außenstücke angeklebt werden (alles mit Heißkleber). Aus verschiedenen Bauberichten im Internet und Fahrvideos bei YouTube habe ich gelernt, dass dieser Bootstyp sehr zum "Übersteuern" neigt. Da ich aber keine Finne am Heck montieren wollte, um keinen "Laubsammler" zu generieren oder die Gefahr zu eliminieren, sich in der eigenen Schleppleine zu verheddern, habe ich die angeklebten Seitenteile so ausgebildet und am Mittelteil positioniert, dass eine Art "Tunnelrumpf" entsteht. Natürlich nur sehr gering. Damit wird aber die Richtungsstabilität deutlich verbessert.
Zum Schluss noch etwas zur Propellergröße. Anfangs hatte ich einen 7x5er Prop drauf. Hat sehr viel Spaß gemacht, solange man Teillast gefahren ist. Bei Vollgas drückt es dann den Bug derart ins Wasser, dass der Rumpf unkontrollierbar wird. In einem YouTube-Video hat jemand dieses Verhalten auch erkannt und dadurch behoben, dass er den Prop kleiner gewählt und den Motor niedriger montiert hat. Deshalb habe ich auch den Prop auf 5x5,5 reduziert und den Motor entsprechend niedriger montiert (den Motorträger kürzen). Die Flügelspitze des Prop ist etwa 5 mm über der Holzplatte positioniert.
Nun kann ich auch Vollgas fahren
Insgesamt hat der Aufbau nur einen Tag gedauert (ca. 4- 6 h), entsprechende Zeiten für das Imprägnieren der Sperrholzplatte mal außer Acht gelassen.
Das Boot macht sehr viel Spaß, auch solo, weil eben Hindernisse im Wasser kein Problem sind, man fährt einfach darüber
Ich hoffe, ich konnte euch ein paar Ideen liefern, wie man sehr schnell mit sehr einfachen Mitteln ein Bergeboot oder ein entsprechendes "Airboat" bauen kann. Lust, mal noch etwas "Schönes" in dieser Richtung zu bauen ist da....
Gruß Marc
Geändert von Bastelmaxx (22.May.2022 um 20:39 Uhr)
sehr schön - gefällt mir. Besonders der lenkbare Antrieb.
Wieviel "Zug" schaffst Du denn mit der kleinen Luftschraube? Reicht das, um auch Monos im Bereich von 1m und 5kg zu schleppen?
Was verwendest Du als Schleppleine? Gibt´s ggf. auch schon bewegte Bilder von Deinem Exemplar (womöglich bei einer Bergung)?
sicherlich schafft der aktuelle Antrieb auch ein Mono mit 5 kg. Problem ist eher, wieviel Gegenwind herrscht....
Mit dem 5x5,5"-Prop ist der Schub schon deutlich reduziert. Mit dem 7x5"-Prop ging da deutlich mehr. Klar, ich habe den Prop reduziert, weil es meinen Anforderungen (Modelle bis ca. 2 kg) genügt und sich das Boot so besser fahren lässt. Wenn man aber mehr Power braucht, könnte man da schon noch eine "Schippe" drauf legen. Was konkret an Schub zur Verfügung steht kann ich dir in Zahlen aber nicht sagen. Evtl. mal ein Berechnungsprogramm für Luftschrauben bemühen...
Bewegte Bilder gibt es noch nicht, da ich allein am Wasser bin, Stativ fehlt bzw. ich aktuell noch keine Möglichkeit habe, mein Handy am Sender zu befestigen. Videos machen steht aber auf der Wunschliste, da ich auch gerne ein Feedback zu meinem HS1-Boot hätte....in progress....
Für das Abschleppen habe ich mir drei Szenarien überlegt:
Variante 1 beruht darauf, dass ich das liegengebliebene Boot mit dem Retti vor mir her bugsiere. Mit dem breiten Bug geht das in langsamer Fahrt. Bei viel Seitenwind etc. wird das aber etwas schwierig.
Variante 2 ist die klasssiche Methode, mit angehängter Schleppleine um das liegengebliebe Boot zu fahren und hoffen, dass sich die Leine im Ruder oder der Schraube verfängt. Dazu habe ich an der Leine kleine Schwimmkörper (eher kleine Fetzen) aus einer Poolnudel eingearbeitet. Vorteil hier ist, dass es egal ist, ob man über die Schleppleine fährt oder nicht, sie kann nirgendwo am Retti hängenbleiben.
Variante 3 habe ich mir vor Jahren bei jemandem abgeschaut. Es ist eine Abwandlung von Variante 2. Eine Drachenschnur auf einer Handrolle wird vom Retti ausgezogen. Man fährt mit dem Retti um das liegengebliebene Boot und bleibt einfach liegen. Dann holt man die Schnur wieder ein und hat somit beide Boote wieder an Land. Diese Methode ist vor allen Dingen bei Booten, die etwas weiterweg liegen ganz praktisch.
danke für die Info. Auf die Idee, das andere Ende der Rettungsleine in der Hand zu halten, hätte ich auch selber kommen können . Dann spielt auch die Zug/Schubkraft des Rettis keine große Rolle. Lediglich die Entfernung zum Havaristen ist limitiert...
Hallo zusammen,
ich habe auch so ein Airboat als Retti im Einsatz. Das ist ein RTR-Boot von Hobbyking, das ich für ganz schmales Geld in der Bucht ergattert habe. Mein Airboat wird, wie auch die Orignale, per Seitenruder gesteuert. Obwohl ich den Unterboden mit Stringern, also 4mm Dreiecksleisten, nachgerüstet habe, ist ein präzises steuern äußerst mühsam. Ich habe die von Marc beschriebene Variante 1, also das bugsieren, oder schieben angewendet. Liegt das havarierte Powerboot nicht weit weg vom Ufer und man hat die Geduld, dann ist es machbar, aber über weitere Distanzen läuft mein Airboat immer wieder aus dem Ruder und löst sich vom Havaristen.
Ich werde demnächst die Variante 2 ausprobieren und eine Leine mit Tennisball am Airboat verbauen.
Bleibt für mich nur als Fazit, dass mein guter alter Springer TUG mit Rechen das beste Retti ever war.
Hier mal meine Version, allerdings noch nicht als Retti im Einsatz:
Auch hier ist die RC-Box eine Tupperdose, der Antrieb ist ein 65mm Impeller an 3S. Der Schwimmkörper ist ein Schwimmbrett aus Kunststoff. Um da keine Löcher reinbohren zu müssen, ist die gesamte Antriebseinheit mit starken Klettbändern befestigt. So kann man die Antriebseinheit auch für andere "Spassboote" benutzen, z.B. aufblasbare Schwimmtiere. :-)
Mit dem und der oben genannten Option 3 mittels Angel haben wir mal im Winter ein auf Eis gerutschten Cat wieder runter gezogen. Wegen dem Jet konnte man da auch mit problemlos drauf schliddern und mit der angebunden Angelschnur hat man es auch wieder zurück in Wasser bekommen.
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