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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie realisiere ich am besten eine Cockpit-Verglasung?



kelasuf
24.March.2019, 20:56
Tagchen!

Ich habe mir ein neues 'Schätzchen' gegönnt und möchte nun den Umbau starten, da es ursprünglich ein Stinker-Boot war.
Dort wo die 'Verglasung' ist, ist verbrennertypisch ein Gitter eingepasst. Ich habe vor die Gitter in den zwei Kanzeln zu entfernen und durch eine Verglasung zu ersetzen. Da die beiden Kanzeln recht stark gewölbt sind, wollte ich fragen ob das schon einmal jemand gemacht hat?

Ich wollte dafür Plexiglas nehmen, erhitzen und dann in die Kanzeln einbringen. Nur welche Stärke sollte das Material haben, das es sich ausreichend biegen lässt?

Wer sachdienliche Hinweise hat, möge sich bitte melden!


Gruß tHoRsTeN

MiSt
25.March.2019, 16:57
Aaalso das Tiefziehen von thermoplastischem Kunststoff, auch klarsichtigem, ist in dem Fall IMHO das kleinere Problem. 1mm Wandstärke sollte reichen, wobei ich natürlich ohne weitere Infos nicht weiß, wie groß das "Schätzchen" ist. Vorher müsstest du dir erst mal Formklötze schnitzen, die von innen in die Kanzeln passen und für die Wandstärke Luft lassen. Die können aus Holz sein, die Ansprüche an die Oberflächenqualität sind "mittel".

Wenn du die vorliegen hast, sollte es in dem Fall reichen, sie z.B. auf einen Stiel zu montieren und ohne Vakuum zu formen. Dann spannst du den Kunststoff in einen rechteckigen Rahmen mit einigem Übermaß, legst das in den Backofen bei ~90-100° (nachmessen ...), bis die Platte einen "Bauch" bekommt. Dann nimmst du den Rahmen raus (Handschuhe) und ziehst ihn über die Klötze, bis das Material überall anliegt, wo es drauf ankommt. Sehr wahrscheinlich kannst du den Rahmen dann zum Erkalten einfach hängen lassen, vielleicht vorsichtshalber vorher 20-40s noch festhalten, damit nichts wieder hochzieht. Nach dem Erkalten beschneiden.

Kompliziertere Formen gehen praktikabel nur mit Vakuum, wozu ein Staubsauger reicht, aber man muss dann beim Formenbau schon deutlich mehr Aufwand treiben und ein Besenstiel reicht auch nicht als Hilfskonstruktion für das Vakuum ...

kelasuf
25.March.2019, 17:42
Moinsen!

Erst einmal meinen besten Dank an Michael für die ausführliche Beschreibung. So in der Art habe ich mir danach gedacht...
Die Dimensionen sind doch etwas üppiger, wie man auf den angefügten Bildern unschwer erkennen kann. Mit etwa 8cm Breite auf knapp 18cm Länge pro Kanzel nicht wirklich klein :o
(Warum die Bilder so winzig sind, erschließt sich mir irgendwie nicht :confused:)

Ich überlege noch, ob ich die Scheibenausschnitte erweitere, damit es 'natürlicher', in Richtung Scale wirkt.

Gruß tHoRsTeN

MiSt
25.March.2019, 19:08
Dann evtl. 1,5mm. Ggf. kann man aus den Gittern eine Form ableiten? Innen rein laminieren, dann spachteln? Versuch macht kluch.

Alternativ: Abklebedeckel unter die Haube und so lassen, sieht doch sehr ordentlich aus ...

madliz
26.August.2020, 11:11
... das Thema ist zwar nicht mehr ganz aktuell, aber ich stand vor dem gleichen Problem. (Vielleicht nützt die Antwort ja irgendwann jemandem etwas.)

Ich habe das Canopy-Fenstergitter vorsichtig rausgedremelt, und damit entsprechende Schablonen hergestellt.
Nach gefühlten 10 Korrekturen ist schlussendlich ein passgenaues Teil aus Halbkarton entstanden. Letzteres wurde noch mit PVC-Klarsichtfolie bezogen.

Die Schablone wurde formschlüssig, provisorisch ins Canopy eingeklebt und mit 2 Schichten 163-er Köper belegt.

Der entstandene Fenster-Rohling war schlussendlich ziemlich passgenau und konnte im Deckel verklebt werden.

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Die weiteren Fotos folgen im nächsten Post.

Grz. madliz

madliz
26.August.2020, 11:12
Der Rest:

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Grz. madliz

andi 66
26.August.2020, 14:55
Sieht gut aus😀
Danke für die Erklärung👍🏻

madliz
1.September.2020, 11:13
... uns so sieht das am Ende aus.
Es war aber ein Riesengefummel, diese Alu-Spiegelfolie (0.3 mm) knitterfrei in die Fensterrahmen einzupassen.

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Grz. madliz

kelasuf
2.September.2020, 13:31
Moinsen!

Ich danke dir für deinen tollen Beitrag. Sehr aufwändig, aber es ist ja schließlich Modellbau ;-)
Das Ergebnis überzeugt auf ganzer Linie! (Wie man es von dir aus dem Schweizer Forum nicht anders kennt, Respekt vor deinem Können!)

Gruß tHoRsTeN

molalu
2.September.2020, 17:28
Servus Madliz,
ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen - excellente Arbeit und ganz edle Optik. Was ich noch ergänzend anbringen würde und was mir persönlich gut gefällt, sind Verschraubungen am Rahmen mit 1,5mm oder 2mm Linsenkopfschrauben.

madliz
3.September.2020, 10:09
Da gehe ich voll mit Dir, Ingolf.
Ich stehe auch auf Nieten und Schrauben. Vor meiner Zeit als Modellbootbauer, habe ich mich 25 Jahre lang mit Dampfmaschinen beschäftigt. Da war die Schraubenherstellung aus 6-kant Stangenmaterial das täglich Brot. Am liebsten dann noch zöllig, so wie es die Engländer lieben.

Was den Scheibenrahmen angeht, werde ich mich mal auf die Suche nach geeigneten Teilchen machen.
Das einfachste wäre die Klebung von Schraubenköpfen. Da könnte man beim Kleben noch von Auge noch Korrekturen machen
(bekanntlich ist ja das Augenmass sehr genau).
Durchgehende Schrauben sehe ich eher problematisch. Alles vorher vermessen und anzeichnen. Kommt dazu, dass die Rahmen nicht überall gleich breit sind.
Falls nur ein Loch um einige Zehntelmillimeter abweichend gebohrt ist, sieht man das von Auge. Das würde mich dann jedesmal aufregen, wenn ich darauf blicke ...


Grz. madliz

molalu
4.September.2020, 17:45
Kleben von Schraubenköpfen ist natürlich eine charmante Lösung, insbesondere für eine perfekte Optik, wie von Dir beschrieben. Aber ist das auch sinnvoll für den harten Einsatz auf dem Wasser? Welcher Kleber kann 1,5 oder 2mm vernickelte Schraubenköpfe auf Carbon oder Kunststoff dauerhaft halten??? Und dann die präzise Dosierung der Klebermenge, um Überstände zu vermeiden. Das ist m.E. eine Herausforderung. Du musst ja nicht durchbohren. Anbohren und mit einem 2mm Schraubenstummel einkleben. Dann ist aber ein präzises Ausmessen der Lochabstände wichtig - so wie Du es schon beschrieben hast. Aber so wie Du arbeitest schaffst Du das:cool:.