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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kennt jemand diesen FSRV Rumpf?



thf
31.October.2018, 14:08
Hallo,
ich habe vor einiger Zeit diesen Rumpf billig in der Bucht bekommen.
Nun möchte ich mir dieses Modell auch aufbauen.
Was mich ein wenig irritiert, ist die asymmetrische Unterseite des Rumpfes.
Und, wozu sind die Querwölbungen???
Es soll sich hierbei um ein FSRV Wettbewerbsrumpf handeln, der für 10ccm bin 15ccm Motoren ausgelegt ist
Der Rumpf ist 1m lang und 40cm breit.
Kann jemand etwas zu diesem Rumpf sagen?
Oder hat schon einer dieses Modell gebaut und gefahren?

mit fröhlichen Grüßen

Thomas

96077

96078

MiSt
31.October.2018, 15:38
Das mit dem FSRV kommt schon hin - wie groß der Rumpf heutzutage für 10-15cm³ sein muss, weiß ich aber nicht.

FSRV wird mit getauchten Antrieben auf einem M-förmigen Kurs gefahren - das Boot muss also beide Kurvenrichtungen beherrschen. Trotzdem ist das U-Schiff nicht symmentrisch, weil das Motordrehmoment bzw. sein Gegendrehmoment nur in eine Richtung wirkt.

Mit den Stringern/Sprayrails in Längsrichtung wird das V des Rumpfes lokal aufgehoben und der Rumpf läuft dadurch freier. Ist bei echten Booten auch nicht anders, nur die aktuellen E-Rennboote sind eher sparsam mit Sprayrails ausgestattet, damit die Leistung umgesetzt werden kann (Ausnahmen bestätigen die Regel ...)

Die Querstege sorgen in den Kurven dafür, dass sich der Rumpf nicht ansaugt, sie richten ihn ein Stück weit auf beim in-die-Kurve-legen. Wegen des Gegendrehmoments ist das nicht symmetrisch. Der Erbauer des Rumpfes hat allerhöchstwahrscheinlich mit einem symmetrischen V-Rumpf begonnen, nach und nach Sprayrails und diese Stege ergänzt und am Ende abgeformt, als er mit dem Fahrverhalten zufrieden war.

Alle Kanten sind außerordentlich rund, das wird eine ziemliche Stromsenke - so einen Rumpf elektrisch zu betreiben ist generell nicht trivial und evtl. vergleichsweise unbefriedigend. Entsprechende Threads gibt es einige, im Sande verlaufen sind m.W. alle.

https://www.rc-raceboats.de/forum/showthread.php?37289-Wer-kennt-diesen-Rumpf&highlight=FSRV
https://www.rc-raceboats.de/forum/showthread.php?39317-Antriebsempfehlung&highlight=vollgetaucht

thf
31.October.2018, 16:10
Hallo Michael,
tausend Dank für Deine Ausführliche und sehr informative Antwort.
Das hab ich gut verstanden :-)))
Nun hab ich schon oft gehört, das ein solcher Rumpf kaum elektrisch zu betreiben ist -
aber verstanden hab ich das noch nicht.
Zumindest im zweiten Link scheint es doch gute Ratschläge zu geben???

mit fröhlichen Grüßen

Thomas

MiSt
31.October.2018, 19:02
Nun hab ich schon oft gehört, das ein solcher Rumpf kaum elektrisch zu betreiben ist -
aber verstanden hab ich das noch nicht.


Ein Rumpf, der dafür konstruiert ist, mit einem ganz schön starken Verbrenner 20-30 Minuten lang ordentlich schnell und abflugfrei unterwegs zu sein - im Pulk mit 10 und mehr Booten und deren Wellen, wohlgemerkt - kann nicht dafür optimiert sein, frei zu laufen und mit der Energie zu haushalten. Das macht die Elektrifizierung schwieriger als normal und schmälert mit Ansage den Erfolg: Wenig Fahrzeit oder/und womöglich nur überschaubar Speed sind am Ende "garantiert".

Um den Rumpf effizienter zu machen, müsste man mindestens mal alle Kanten scharf machen. Außerdem müsste man sehr leicht bauen - der leere Rumpf selbst ist sehr wahrscheinlich ziemlich robust und schwer.

Generell ist es einfacher, mit einem Oberflächenantrieb richtig schnell zu werden, da es sehr gute Propeller "von der Stange" gibt. Für getauchte Antriebe ist das schwieriger zu erreichen, das wird schnell reichlich ineffizient, wenn man sich mit Propellern nicht auskennt.

Aber ein Rumpf, der für getauchten Antrieb konstruiert ist, läuft so ohne weiteres normalerweise nicht mit halb getauchtem Antrieb - Ausnahmen von Leuten, die wissen, was sie tun, bestätigen auch hier die Regel.

Den Vogel schießen dann Jetantriebe ab, man kann mit soooo viel Energieeinsatz mit anderen Antrieben gar nicht so langsam fahren :laugh:. Aber die Beschleunigung ist g**l.



Zumindest im zweiten Link scheint es doch gute Ratschläge zu geben???


Gute oder weniger gute Ratschläge gibt es immer :cool:. Mir ist aber kein Thread hier bekannt, der ein FSRV zum Thema hat und abgeschlossen wurde im Sinne von es wurde irgendwie realisiert und hat dieses oder jenes Ergebnis gebracht. Im zweiten Link wollte jemand das Ding mit Oberflächenantrieb bauen, das bringt noch eine weitere Komplexitätsebene :rolleyes: rein.

thf
1.November.2018, 09:54
Hallo Michael,
vielen Dank für Deine Ausführliche Antwort.
Einen großen Teil hab ich verstanden......
Das die Laufzeit eines E-Motors mit dem eines V-Motores nicht mithalten kann, hatte ich mir schon gedacht.
Damit kann ich leben, will ich ja keine Rennen fahren.
Aber wenn ich mein Boot mit vollgetauchtem Propeller fahre und nicht schneller fahren will als mit einem V-Motor, sollte es doch gehen?
Ein 15ccm Motor hat doch eine Leistung von ca. 6,25hp (ca. 4660Watt) bei ca. 25.000 Ump mit einem Gewicht von ca. 886gr.
Ein SSS 4092 hat eine Leistung von 4200 Watt bei 50.000 Ump mit einem Gewicht von 500gr.
Ein Regler mit 200A wiegt ca. 125 gr.
Wenn ich nun einen Lipo Akku nehme, welcher vom Gewicht noch passt (7S 25,1V 5000mAh) ca 1000gr
würde das gehen?
oder hab ich da was völlig missverstanden???

mit fragenden Grüßen

Thomas

MiSt
1.November.2018, 14:20
... oder hab ich da was völlig missverstanden???

tendenziell - ja.


... ca. 6,25hp (ca. 4660Watt) bei ca. 25.000 Ump ... (7S 25,1V 5000mAh) ca 1000gr ...

Mal rechnen:

4660W Ausgangsleistung aus einem E-Motor erfordern ~5200W Eingangsleistung (wären knapp 90% Wirkungsgrad). Ein 7s mit 5Ah hat einen Energieinhalt von 7*3,7V*5Ah ~ 130Wh. Um den Akku nicht sofort zu zerstören, solltest du nur 80-90% entnehmen: 110Wh stehen also zur Verfügung, das reicht für 110Wh/5200W = 0,02h = 1 Min. 16s Fahrzeit. Ok - dann ist der Akku trotzdem kaputt.

Also völlig illusorisch. Man kommt aber elektrisch auch mit etwas weniger Leistung (je nach Zielgeschwindigkeit) hin, aber trotzdem ist die Fahrzeit dann noch unpraktikabel und akkumordend außer bei speziellen Höchstleistungszellen, die das auch wirklich aushalten.


... 4200 Watt bei 50.000 Ump ...

50000 Upm ist voll getaucht nur was für ultimative Spezialisten. Die 25000 Upm des Verbrenners sind schon OK als Ansatz, deshalb wurde auch in einem der verlinkten Threads ein AL empfohlen. Ein E-Motor "hat" keine Leistung von ????W, sondern er nimmt in gegebener Situation einen zum gerade notwendigen Drehmoment proportionalen Strom auf, somit multipliziert mit der aktuellen Akkuspannung eine gewisse Leistung, von der dann 85-90% (nur in einem sinnvollen Arbeitspunkt) an der Welle abgegeben werden mit einer Drehzahl, die sich aus seiner Drehzahlkonstante [Upm/V] errechnet.

Ch.Lucas
1.November.2018, 14:33
Hi,
wie der Michael schon schreibt braucht so ein Boot erheblich viel Dauerleistung. Ja Heute geht das auch mit Akkus , sonst würden ja alle Modellhubschrauber in der Größe und viele andere Modelle vom Himmel fallen.Berechtigter ist halt ehr die Frage ob es Sinn macht so ein Kabbelwasserrennboot überhaupt Elektrisch zu fahren. Wie schauen den die Gewässer aus die du mit dem Boot befahren möchtest. Ehr Spiegelglatt oder ordentlich was los auf dem Wasser , also nicht nur Enten die herumpaddeln sondern Ruderboote oder auch Rennboote die ähnlich groß sind und das Wasser ensprechend aufwühlen. Dann läuft das Ding durch die Wellen allein schon mal leichter. Bei Glattwasser machen die keinen echten Spaß meine ich. Da würde ich immer was kleineres um die 60 bis 70 cm länge bauen und ordentlich ausrüsten. Mit dem selben Geld wie bei der großen Schüssel macht das kleinere Boot ehr mehr Spaß und gute Laune. Modellboot muss nicht umbedingt so groß sein dass es immer eine mittlere Maschaft zum Wasser braucht.
@Michael, wo du nachrechnest wird einem erst bewust wie Unsinnig das ist. Also braucht halt einen mittleren Tesla Model S Akkupack um irgendwie weit zu kommen. Wird nicht ganz billig.

Happy Amps Christian

MiSt
1.November.2018, 15:45
Nun, einen Tesla S Akkupack braucht es nicht ganz ;) - aber für z.B. 6 Minuten Fahrzeit mit 3kW an der Welle bräuchte man eben rund 300Wh entnehmbaren Akkuinhalt, also so 350Wh "brutto".

Um die Ströme im Zaum zu halten, wäre es sinnvoller, auf mehr als 7s zu gehen. 7s ist sowieso eine ungeschickte Wahl, weil die meisten günstigen Regler nur bis 6s gehen, und die, die mehr können, können dann auch deutlich mehr "s".

Also z.B. 10s ==> 350Wh = 10*3,7V*9,5Ah ==> 10s2p 4500-5000mAh-Zellen. Das kostet schon ganz ordentlich, und wiegt auch ganz ordentlich. Es fließen dann also knapp 100A im Mittel bzw. hier so ziemlich immer, wenn es nicht gerade mehr sind beim Beschleuinigen oder in Vollgaskurven.

Der Motor müsste für 25000Upm unter Volllast dann ~750Upm/V haben.

Je nach dem, wie groß und gut der Propeller ist, reicht das dann für eine Geschwindigkeit, die man mit einem Mono AS (beispielsweise) für einen Bruchteil des Geldes auch fahren kann.

Travellers
1.November.2018, 16:19
Ein aktueller Rumpf von Dave Marls,
der Tornado T7 hat eine länge von 121cm und eine breite von 42cm.

Gruß Frank

thf
1.November.2018, 17:55
Hallölle,
vielen Dank für eure freundlichen und sehr informativen Antworten.
Hmm..... ein Tesla Modell S Akkupack wiegt ja auch "nur" 600kg......
Na gut, ich sehe ein, das mein Rumpf doch nicht gescheit elektrisch zu betreiben ist :-(
Ich gestehe, soooo viel Theorie hab ich nicht erwartet, aber das ist wohl unumgänglich.
Darum nochmals vielen Dank für Michaels sehr ausfühlichen Antworten.
Also werde ich meinen Rumpf wieder sorgsam verstauen.

mit fröhlichen Grüßen

Thomas