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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lipos, brennende Häuser und Versicherungen...



Oldenbursche
1.February.2015, 20:14
N'abend zusammen,


Ich war länger hin- und hergerissen, ob und wie ich etwas zu dem Thema schreiben soll, auch aufgrund eines älteren Threads hier im Forum, der scheinbar etwas außer Kontrolle geriet.


Ich schreibe daher mal etwas indirekter und nicht ganz so zeitnah, verlinke keine Zeitungsartikel und möchte einfach nur ein paar Erfahrungen und Erkenntnisse, auch aus unfreiwilligen Gesprächen mit Sachverständigen, Feuerwehrleuten, Brand-Ermittlern und Versicherungen weitergeben. Bzgl. der Technik mag mancher gelangweilt abwinken, "versicherungstechnisch" kann vielleicht der Eine oder Andere was mitnehmen, dann war's die Schreiberei schon wert.


- Okay, klang für mich auch erst übertrieben, als ich das mal von jemandem im Forum las, aber Lipos gehören nach draußen, ob für die Lagerung (erst recht mit 3,8 Volt) oder beim Laden. Sicherlich bleibt mancher während des Ladens neben dem Gerät sitzen und zählt wie "Graf Zahl" die steigende Volt-Zahl mit.. wer das nicht macht: Raus mit dem Gedöns. Denn auch wenn sich ein Feuer nicht ausbreitet, bzw. auf ein Zimmer begrenzt ist, wird der Ruß gegebenenfalls, wenn man ihn nur ein bissl in Ruhe lässt, für einen Hausrat-Totalschaden über alle Etagen sorgen, und die Kernsanierung des Hauses erforderlich machen (hätt ich im Leben nicht geglaubt!). Plastik-Ruß ist unglaublich, er zieht durch jede noch so geschlossene Tür, in jede Schublade, in die geschlossene Mikrowelle und auf den Dachboden, ins Laminat und in die Tapete, hinter die Einbauküche, verätzt innerhalb von ein paar Tagen alle metallischen Oberflächen im Haus, lässt Fensterrahmen für immer vergilben und hat einen Geruch, gegen den ein toter Wahl wie Eau de Toilette ist. Auch große Abstände von brennbarem Hausrat sind für große Akkus übrigens kein Problem. Man kann sich natürlich auch überlegen, was für Behältnisse man für die Lipos verwendet: Fester Deckel=Explosion+Rauch, loser Deckel=Feuer+Rauch, ohne Deckel=Feuer+Rauch.. Auch Lipo-Bags und Schutzkoffer werden den Rauch nicht aufhalten, höchstens die Flammen (auch nur die guten Bags). Schadenstechnisch ändert das aber nichtmal viel, Zitat eines Brandsanierers: "Neu bauen wäre fast einfacher als jetzt den ganzen Dreck zu sanieren".. übrigens, was Feuer und Ruß nicht schaffen, übernimmt dann die Feuerwehr mit ihrem Löschwasser, und die haben viel davon, mehr als sie brauchen..


- Das Einhalten der 1-C-Laderate (bzw. in diesem Fall sogar weniger) im balanced-Mode mit neuen, CE-gekennzeichneten Ladegeräten (sogar m. deutscher Anleitung) sollte einen nicht in Sicherheit wiegen, genauso wenig wie neue, harte LiPos mit bisher immer schön ausbalancierten und vorher "eingearbeiten" Zellen, die nur vorgewärmt benutzt, und nie über 50 Grad getrieben wurden. Jawoll, es waren in diesem Fall Akkus von HK, jetzt mag man sagen, klar, mit anderen Marken passiert sowas ja nicht.. dachte ich dann auch erst, bin ja Anfänger, aber googeln nach diversen anderen Marken + "Brand" belehrte mich dann eines Besseren. Es geht aber auch gar nicht darum, ob man zu blöd ist, den Idioten-gesicherten Lader richtig zu bedienen, oder man den falschen Akku hatte, denn selbst beim bloßen herumliegen scheint manchem Lipo langweilig zu werden, wenn man diversen Berichten glauben darf.


- Das Wichtigste aber: Jeder Modellbauer sollte dringendst beizeiten seine Versicherungspolicen von Hausrat und Gebäudeversicherung überprüfen und grobe Fahrlässigkeit (bzw. "den Verzicht der Einrede der groben Fahrlässigkeit"), sowie Sengschäden mit vereinbaren. Das geht bei neueren Policen, ältere muss man vielleicht neu abschließen, denn früher waren diese Klauseln nicht üblich/möglich. Aber das kann sogar trotz besserer Bedingungen manchmal günstiger sein, denn die Gesellschaften lassen teure, alte Produkte halt gern einfach weiterlaufen, ist wie bei Handy-Tarifen.. Thema Sengschäden: Es kann sein, dass einem das halbe Haus wegschmurgelt, eine schwarze Rußwand alles ruiniert.. wenn es keine offene Flamme gab, zahlt die Versicherung nichts, wenn Sengsschäden nicht versichert sind. Auch mancher Versicherungsvertreter hat da übrigens keine Ahnung von der Materie, ich hab gerade erst von einem den Spruch gehört "das brauchen Sie nicht, sie sind ja Nichtraucher, das ist nur für Raucher interessant, wegen der Fluppen im Bett." Zur groben Fahrlässigkeit sagte er "ist bei uns mit drin!" (..was er nicht sagte, nur bis 10.000 Euro, steht im Kleingedruckten..). Für solche Aussagen hätte man ihn eigentlich prügelpeitschen müssen. 10.000 Euro, das würde nichtmal für die Schuhsammlung meiner Liebsten reichen... Eine Sanierungsfirma erzählte mir dann passenderweise auch just, dass sie eine Firmen-Werkstatt komplett renovieren musste, aber Versicherung hat nichts gezahlt, da es nur ein Schwelbrand war.


Nun denn, da sich die Fälle mit Lipos nach Aussagen eingangs genannter Berufsgruppen in letzter Zeit auffällig häufen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Versicherungen misstrauisch werden und Probleme machen, ob mit Hilfe des Unterstellens grober Fahrlässigkeit, oder der Sengschäden. Aussagen der Sanierungsfirma wie "ach guck, normalerweise brennen eigentlich eher Häuser von ModelFLIEGERN.." lassen nichts Gutes ahnen.. Man kann Glück haben, man kann Pech haben.. für den einen Versicherungs-Sachbearbeiter ist es vielleicht nur ein "Akku", also Akte zu. Der andere hat dann doch schonmal gehört, dass die Dinger bekanntermaßen gefährlich sind, und dies sogar den Nutzern bekannt ist.. schon muss man sich durch die Instanzen kämpfen.. und es geht um nicht wenig Geld..


Trügerisch auch: Ich habe hier öfter schonmal was von Produkthaftung gelesen, dass man, bzw. die Versicherung schlimmstenfalls ja einfach an den Hersteller oder Händler rantreten kann, schon fließt Geld, gefühltermaßen, theoretisch, mag mancher vielleicht glauben.


Nö, der Brandermittler sieht einen verkohlten Haufen aus Ladegeräten und zerfledderten Akkus, teilt das der Versicherung mit, und die fragt sich ganz nüchtern, "was machen wir, klagen wir uns durch China, ohne zu wissen, ob es der Lader, der Akku, oder eine Fehlbedienung war.. oder zahlen wir dem Kunden einfach nicht, da er das Ding unbeaufsichtigt gelassen hat, dran rumgelötet, oder auch nur den Schrumpfschlauch entfernt hat?" Und schon wieder muss man sich durch die Instanzen klagen, ohne Aussicht auf Erfolg. Übrigens hilft einem bei solchen Volumina nicht mehr der nette Herr Müller, bei dem man die Versicherung abgeschlossen hat, und der einem doch das letzte Mal auch den Wasserschaden am Smartphone so unbürokratisch durchgewunken hat. Nein, bei sowas geht's ganz anonym über die Zentrale in Frankfurt oder Berlin oder sonstwo, und die haben kein Mitgefühl, denn die sind nicht mit einem im Kegelverein..


Wie gesagt, dass alles (bzw. einige schlaflose Nächte im Ernstfall) kann man sich sparen, wenn man seine Policen überprüft, und ggf. nachbessert.. oder einfach nur draußen mit den "Teufelsdingern" hantiert. Aber ich bezweifle, dass die Mehrheit hier Letzteres macht, mag mich aber täuschen.


Beste Grüße!





P.S.: Ich kenne die diversen Threads mit Diskussionen über Gefährlichkeit/Ungefährlichkeit, falsche Handhabung ja/nein, darum soll's hier gar nicht gehen, sondern eher um das Thema Versicherung, und was man da beachten sollte.