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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ESC: Richtige „Acceleration“ für’s Boot..?



Oldenbursche
29.October.2014, 14:15
Moinsen,

so, wie immer, wenn mich die Suchfunktion nicht weiterbringt, wird hier gnadenlos gefragt:

Also, der grundsätzliche Sinn der Acceleration/Beschleunigungseinstellung am ESC leuchtet mir ja ein, also dass ein Heli-Rotor nicht genauso fix hochdrehen soll wie ein Schiffspropeller.. aber heißt das, Ihr stellt den ESC immer gnadenlos auf (very) high/fast? Oder stellt man vielleicht doch eine Verzögerung von 1-1,5 Sekunden ein, um vielleicht die Stromspitzen beim Hochdrehen etwas zu bügeln..!?

Gruß

Markus

tobi75
29.October.2014, 14:54
Hallo Markus,

ich hab in meinen Booten nur Seaking 120A im Einsatz. Der hat m.W. keine Hochlaufverzögerung. Also Hebel auf´n Tisch=sofort volle Leistung :). Ich selbst kenn das nur aus´m Car-Bereich, um bei niedrigem Gripniveau aus engen Kehren besser/sicherer Herausbeschleunigen zu können - gerade als "grobmotorischer Anfänger" :rolleyes:.
Wenn beim Beschleunigen der Regler wegen Überlast/Unterspannung abschaltet, sind m.M. nach entweder die Akkus oder der Regler nicht ausreichend dimensioniert. Ok - in manchen Fällen ist halt die Leistungsgrenze der erhältlichen/verfügbaren Komponenten erreicht, dann kann eine Hochlaufverzögerung hilfreich sein, die Fuhre in Bewegung zu setzen.
Ansonsten sollte etwas Gefühl oder, je nach Gusto, auch Expo am Gas ausreichend sein...

LG

Tobias

Metaxa
29.October.2014, 15:38
Mich würde das auch interessieren und zwar bei folgendem Regler: https://www.hobbyking.com/hobbyking/store/__28224__HobbyKing_120A_Boat_ESC_4A_UBEC.html

Da steht zum einen "Acceleration" in % und "Punch" in Level 1-9

Wo ist denn der Regler am "pur"sten? Ich hab zwar schon mal ein bisschen rum gespielt, aber Unterschied war keiner zu spüren (für mich zumindest)

Kenne das auch nur aus dem Car-Bereich

Metaxa
11.November.2014, 06:36
Weiß evtl. jemand noch was darüber?

Oldenbursche
11.November.2014, 07:08
Moinsen,
also hier: http://www.hobbywing.com/uploadfiles/sx/file/Manual/HW-09-80.pdf

..ist level 9 mit "very agressive gleichzusetzen", 1 ist "soft".. und da für 7-9 zu einem guten Akkupack geraten wird, passt das wohl auch zu Deinem "pur".

Ich meine übrigens herausgefunden zu haben, dass bei manchen Reglern, zumindest bei meinem Turniy Aquastar 160A, mit "Acceleration" nicht diese Hochlauf-Beschleunigung, gemeint ist, sondern das Motortiming, einstellbar von "low bis very high". Das timing ist in der Box nämlich sonst nirgends einstellbar, und beim Boot macht langsames Motorhochfahren ja eigentlich keinen Sinn. Und es deckt sich damit, dass in mancher deutschen Übersetzung steht, dass das Timing mit eben diesen Werten von high bis very high einstellbar wäre.

Grüße

Markus

Metaxa
11.November.2014, 07:15
Oh okay. Danke Markus! :thx:

Dann denke ich kann man die "%" von Acceleration mit "°" gleich setzen (so in etwa) -> 6% sind um die 6°?

Oldenbursche
11.November.2014, 08:02
Ach ja, Du hattest ja auch noch ein Problem mit der verfluchten Acceleration.. aber keine Bange, nachdem ich ca. 100 Bedienungsanleitung studiert habe, auch hier die Lösung:

In dieser Anleitung hier tauchen auch exakt Deine „komischen“ Prozentangaben (6-12 %)auf, aber unter dem Begriff „neutral range“, also wohl der Neutralbereich, den man ja auch an der Funke einstellen kann:

http://www.hobbyking.com/hobbyking/store/uploads/842133110X337002X22.pdf

Das Timing wiederum heißt dort dann netterweise „entrance angel setting“, müsste sich also, der Logik folgend, auch bei Dir noch getrennt einstellen lassen..!?

Fazit: Für jeden ESC werden die Begrifflichkeiten ein bissl durcheinandergewürfelt, bzw. die Original-Anleitungen von den Chinesen mal durch den Google- und mal durch den Bing-Übersetzer gejagt.. :doh:

Grüße

Markus

Metaxa
11.November.2014, 08:08
Ich werde das auf jeden Fall noch in der Praxis testen. Aber mit deinen Infos, bin ich schon mal ein gutes Stück weiter.

schoenweiss
11.November.2014, 13:31
"Acceleration" = Beschleunigung, Anzugsvermögen,
Mit Sicherheit ist damit die Trägheit einstellbar, mit der der Regler den Steuerbefehlen folgt. Meine Nessel-Regler hatte ich mir immer so gebaut - steile Einschaltimpulsflanken (soll direkt "am Gas hängen") und flache Ausschaltimpulsflanken (beim plötzlichen Gaswegnehmen sollte der Regler "nachhinken", um ein Ausbrechen des Modells zu verhindern). Nessel hatte das in seinen Aufbauanleitungen gut beschrieben, wie man mit welchen Bauteilen den FET-Treiber beeinflussen kann. Mit der Flankencharakteristik beeinflusst man aber auch die Temperatur der Endstufe und die Induktionströme/-spannungen. In einem alten Buch von Retzbach wurden die Impulsflanken auch mal behandelt ... danach geht es hier um einige, wenige Millisekunden Verzögerung. Eine "Hochlaufverzögerung" im Sekundenbereich ist nichts weiter als ein Pulsweitenänderung und hat nur wenig mit der "Aggressivität" des Reglers zu tun. Dieser "Soft Anlauf" ist Bestandteil des Heli-Programms im Regler oder in der Funke und kommt nur einmal zum Tragen ... nämlich bei Drehzahl 0 bis zum Erreichen des Endpunktes der ersten Gaskurve (Startphase). Die Lastausregelung im Flug geschieht wieder "normal". Es wäre fatal, wenn der Regler beim einem Aufschwung den Drehzahleinbruch mit einer Sekunde Verzögerung ausgleichen würde.
Bei dem Hobbyking 120A Regler steht auf dem Programmiergerät "Fixed Area Acceleration" und passt somit zum Beitrag #8, daher kann man nicht die %-Angabe mit dem Timing gleichsetzen.
Beim Turnigy 160A kann man laut techn. Angaben nur die "Acceleration" in 4 Stufen einstellen, das Timing nicht. Die Programmierbox bietet allerdings zusätzlich die Timing-Einstellung in 5 Stufen (wohl für andere Typen).

Oldenbursche
11.November.2014, 13:53
Beim Turnigy 160A kann man laut techn. Angaben nur die "Acceleration" in 4 Stufen einstellen, das Timing nicht. Die Programmierbox bietet allerdings zusätzlich die Timing-Einstellung in 5 Stufen (wohl für andere Typen).


Also das würde mich nun doch interessieren, glaubst Du oder weißt Du? Die Prog-Box für den Aqua 160er habe ich, aber explizit Timing jibbet da nicht.

Öfter findet man aber im Netz sowas hier.. http://www.ebay.de/itm/Turnigy-AquaStar-160A-Boot-Brushless-Regler-3-5s-LiPo-Wasserkuhlung-BEC-SAW-/271651951598?pt=RC_Modellbau&hash=item3f3fb7d3ee

..wo jemand anbietet, das Ding auch gleich zu programmieren, und genau in der bei ihm aufgelisteten Reihenfolge, wo das Timing da auftaucht, steht bei mir in der Prog-Box „Acceleration“, mit genau den Werten von low bis very high.. ich verstehe vollkommen Deine Erklärungen und Begrifflichkeiten im Deutschen, ich glaube aber, dass hier einfach von den „Übersetzern“ öfter mal etwas durcheinander gewürfelt wird. Die verschiedenen Accelerations machen bei einem reinen Boot-ESC eigentlich keinen Sinn, ein ESC ohne Timing-Einstellung halte ich allerdings für eher unwahrscheinlich, meinst nicht? Zudem findet man in Bedienungsanleitungen auch Sätze wie „Je höher der Timingwert, desto höher sind die Motorleistung und die Motordrehzahl“, was auch den Spielraum für unterschiedliche Übersetzungen verdeutlicht.

Metaxa
11.November.2014, 14:06
Danke Rolf für deinen ausführlichen Beitrag.

Dann ist der "Fixed Area Accelerator" der Weg den ich am Knüppel ziehe, bei dem nocht nichts passiert?


PS.: ich hatte mal eine Turnigy dlux programming Box. Da war das Timing durch "automatic" "medium" und "high" einzustellen... was mich auch gewundert hat... denn was ist da dann genau "medium"? 3°? 10°?

http://www.hobbyking.com/hobbyking/store/__17619__Turnigy_dlux_Programming_Box_w_Data_Loggi ng_Feature.html

Oldenbursche
12.November.2014, 12:28
So, grad tatsächlich eine "offizielle Bestätigung" vom HK-Support bekommen, bei diesem Aquastar 160er-ESC ist mit "Acceleration" tatsächlich das Motor-Timing gemeint..

Monnomann.. als ob für einen Einsteiger der ganze ESC-Brushless-Abstimm-Einstellkram nicht eh schon verwirrend genug wäre..

schoenweiss
14.November.2014, 12:03
Eventuell OT ...

Regler haben einen fest eingestellten Wert für’s Timing – je nach Hersteller zwischen 10° und 15° (+/-). Diesen Grundwert haben alle Regler!! Warum? Ein Motor besteht aus einem Rotor mit darauf angebrachten Magneten und dem Stator mit seinen Kupferdrahtspulen. Die Anzahl der Nuten (Spulen) ist immer durch 3 teilbar und die Anzahl der Pole (Magnete) immer durch 2. Die Kupferdrahtspulen in den Nuten haben eine entsprechende Anzahl an Windungen. Die Überdeckung von Spulen und Magnete sollte min. 65% und max. 85% betragen. Ansonsten wird der Motor nicht drehen. Dadurch, dass die Spulen abwechselnd unter Spannung gesetzt werden, entsteht ein rotierendes Magnetfeld. Dieses Magnetfeld „schiebt“ die gegenpoligen Magnete des Rotors quasi vor sich her. Stehen Magnetfeld des Stators und der Magnet des Rotors übereinander, passiert nix. Einfacher Test zu Hause… 2 Magnete, 1 glatte Unterlage. Auf die Polung achten und beide Magnete in geringem Abstand exakt übereinander halten – danach den oberen Magneten etwas seitlich versetzen. Schon bewegt sich was. Dieser Mindestversatz (für 2-Pol Motoren ausgelegt) ist das Grundtiming. Bauartbedingt (hohe Anzahl an Spulen/Magneten, mehrere Spulen gleichzeitig mit Winkelversatz unter Spannung, … etc.) könnte das Grundtiming mit steigender Pol-Zahl sinken … aber der Regler soll ja auch mit dem grottigsten 2-Poler (3 Spulen) laufen. Das Timing (Winkelversatz zwischen Spule und Magnet) sorgt also erstmal dafür, dass sich der Rotor dreht.


Die zweite Aufgabe des Timings besteht darin, den zeitverzögerten Aufbau des Magnetfeldes in einer Spule zu kompensieren. Wird eine Phase (Spule) geschaltet, so liegt praktisch sofort die Spannung an aber der Strom, bedingt durch die Induktivität der Spule (Materialqualität, Wicklungsdichte, … etc. Jeder Motor ist verschieden) erreicht nur langsam seine max. Stärke und damit baut sich auch das Magnetfeld nur schleppend auf. Es kann also passieren, dass erst dann das optimale Magnetfeld steht, wenn die Entfernung zum Magnet am Rotor wieder zu groß geworden ist (oder zu klein). Beliebter Vergleich: Zündzeitpunkt beim Otto-Motor. Das Benzin-Luftgemisch wird gezündet, noch während sich der Kolben aufwärts bewegt. Durch die Zeitverzögerung beim Zünden und den „langsamen“ Druckaufbau entsteht dann der max. Arbeitsdruck kurz hinter dem oberen Totpunkt. Lege ich den Zündzeitpunkt auf später, verpufft ein großer Teil der Arbeitsgase im immer größer werdenden Brennraum (Leistungsverlust) … lege ich den auf früher, habe ich meinen max. Arbeitsdruck noch in der Aufwärtsbewegung des Kolbens und es rappelt gewaltig. Mit einem verstellbaren Timing könnte ich also einstellen, dass zum Zeitpunkt der max. Feldstärke des Magnetfeldes in der Spule, sich der Magnet des Rotors in optimaler Entfernung dazu befindet (vorausgesetzt, das Grundtiming passt nicht, woher weiß ich das !?). Bedauerlicherweise ändert sich diese „Entfernung“ aber mit der Belastung des Motors. Somit ist die Timingverstellung immer ein Kompromiss. Außerdem gilt in der Technik grundsätzlich … keine Vorteile ohne Nachteile. Verbessere ich mir mit dem Timing einen Parameter, z.B. Drehmoment, kostet mich das gleichzeitig Drehzahl und umgekehrt. Von den Temperaturen ganz zu schweigen.


Die einstellbaren Werte sind allerdings keine absoluten Timingwerte, sonder man verändert damit das Grundtiming. Beispiel: Das Grundtiming des Reglers beträgt 10°. Die Prog-Box bietet 2,5°, 5°, 7,5°, … etc. als Option. Bei gewählter Einstellung „5°“ bedeutet das für das Motortiming …. 10° Grundtiming + 5° Shift = 15° Timing absolut. Mache Hersteller geben anstelle der Shift Werte den absoluten Wert an. Es gibt Regler, die haben ein variables Grundtiming, d.h. die Regler ermitteln beim Anklemmen die Induktivität des Motors und legen dann in Abhängigkeit von Zellen- und Polzahl das Grundtiming fest (evtl. ist der 160A aquastar so einer und mit "acceleration" ist bei dem auch das Anlaufverhalten gemeint ... entgegen der Aussage vom "HK-Support Spezialisten"). Es soll auch Regler geben, die im laufenden Betrieb das Motortiming an die Belastung automatisch anpassen. Mein Car-Regler bietet mir über 100 Einstellmöglichkeiten, ein nettes Gimmick davon – ich kann dem Motor 2 Timings verpassen und die Drehzahlgrenze angeben, bei der auf das 2. Timing umgeschaltet wird … Anfahren und Teillast mit viel Drehmoment und ab 20.000 U/min dann drehzahloptimiert. Den Punch ab 20.000 U/min kann man deutlich erkennen … als ob ein Nachbrenner gezündet wird. Im Wettbewerb ist die Nutzung dieser Option untersagt worden, der Vorteil gegenüber Fahrern ohne solche Regler war zu groß.